Es war einmal……… Die Recklinghäuser Zeitung, eine Lokalzeitung für Recklinghausen.

Es war einmal………                                                                                                                       Die Recklinghäuser Zeitung, eine Lokalzeitung für Recklinghausen.

Ein offener Brief zur Presselage in Recklinghausen von Norbert Geidies

Seit nun 14 Monaten kämpfe ich mit mir die o.g. Zeitung, deren Leser ich seit 60 Jahren bin, noch Lokalzeitung zu nennen. Nicht nur das Erscheinungsbild entspricht nicht mehr der Vorgängerin. Da ich früher in Dortmund arbeitete habe ich das Format der Ruhr- Nachrichten sofort erkannt. An eine Änderung des Namens hat man sich bisher noch nicht getraut. Es könnte dann der letzte Abonnent merken welchen Wert die warmen Worte der Chefredaktion haben.

Die RZ ist zu einer Kopfzeitung minimiert worden. Zum Preis komme ich zum Schluss. Früher sagte man, „in 2 von 3 Haushalten in RE liest man die Recklinghäuser Zeitung“. Wieviel sind es heute noch, jeder 3. oder gar jeder 4.Haushalt? Und bald könnte ein weiterer Haushalt fehlen. Von Meinungsvielfallt kann in einem Einzelzeitungskreis nicht mehr reden.

Und dann kommt nachfolgendes hinzu:

Format der Zeitung: Das Formatmaß der Zeitung ist in der Höhe um 4 cm geschrumpft. Die 7spaltige Darstellung ist beibehalten worden.

Der Druckbereich: In der ehem. RZ betrug der bedruckte Bereich 48 x 32,5 cm. Die jetzigen Ausgaben verfügen nur über einen bedruckten Bereich von 44 x 31,5 cm. Das entspricht pro Seite 11,2 %. weniger Informationsfläche. Das ist aber nicht alles.

Zeilen und Anschläge: Ehemals verfügte ein 80 mm hoher einspaltiger redaktioneller Beitrag über 24 Zeilen mit je 27 Anschlägen. Oder konkret, 648 Anschläge (einschl. Leer- und Sonderzeichen, Zahlen u.ä.).

Heute finden sich im gleichen Artikelumfang nur noch 21 Zeilen und auch nur 24 Anschläge (s.o) was 483 Anschlägen in Summe entspricht. Das ist ein weiteres Minus von 165 Anschlägen oder 25,2% weniger Information.

Wenn ein ganzes Blatt –nur theoretisch- mit Text versehen würde, bedeutet das:

In der alten RZ würden 31590 Anschläge Text untergebracht.

In der „neuen“ RZ sind es nur noch 20920 Anschläge.

Also 10670 Anschläge weniger oder 33,2 % weniger Information entspricht.

Redaktioneller Teil:  In der RZ bis zum 31.12.2020 wurden je Lokalseite durchschnittlich 9 Informationen oder Infoblocks präsentiert. Hinzukamen 6 bis 9 gut erkennbare Fotos. Die Berichte spiegelten das gesellschaftliche Leben in der Stadt wieder und man wusste, „Wo in Recklinghausen was los war“. Die letzte Seite im 1 Buch war immer einen Blick Wert. Vereine Verbände Organisationen fanden sich dort wieder.

Seit dem 01.01.2021 muss sich der Leser mit 3-5 Texten, mit überwiegend im Format eines Feuilletonromans verfassten Beiträgen, ohne journalistische Ehrgeiz, Tiefe und Relevanz sowie 3 übergroßen Fotos begnügen (oder abspeisen lassen). Es kann auch „New Journalism“ genannt werden. Die Berichte sind wiederholt von subjektiver Parteinahme geprägt. Die Grenzen zwischen Journalismus und literarischem Drang verschwimmen.

Und dann das aus der Nachbarschaft (im selben Format wie oben beschrieben). Ja, das kann auch interessant sein. Aber nicht, wenn man auf den vorhergehenden Seiten bereits auf 33 % Infos aus der eigenen Stadt verzichten musste. Nun wird dem Recklinghäuser Leser, unter dem sich schön anhörenden Begriff Nachbarschaft, Herten und Marl verordnet. Warum nicht Oer-Erkenschwick oder/und Castrop-Rauxel? Das sind auch Nachbarn. In der abgeschafften Form fand man das Interessante aus der ganzen Kreis-Nachbarschaft auf der /den Kreis Seite/n. Die sind aber aus dem ersten ins zweite Buch verbannt worden. NRW sogar ins dritte Buch.

Der Preis: In 10 Jahren (2012 Vierteljahres –Papier-Abo 68,70 €) hat sich der Preis um ca. 74 % (2021 Vierteljahres-Papier-Abo 119,70 €) erhöht. Wovon allein 18,5% oder ca. 22,20 € in die Jahre 2020 bis 2021 fallen.

Ein sattes Geschäft für die Lensing-Gruppe.

Monopole haben es einfach.

Kein Arbeitnehmer oder Rentner hatte eine derartige Steigerung seines Einkommens im gleichen Zeitraum. Wer kann sich noch ein Abo leisten.

Auf die Frage nach der journalistischen Qualität und unabhängigen Journalisten in der Gruppe will ich hier nicht weiter eingehen. Dennoch bin ich besorgt, dass der journalistische Anspruch in Stadt und Kreis eine nachrangige Rolle spielt.

Fazit: 18,5 % Preissteigerung, also 22,20 € mehr Kosten für den Abonnenten, stehen

        33 % Leistungsminderung gegenüber. – Eine Mogelpackung nennt man sowas –

Das Interesse der Abonnenten an einer seriösen, umfassend informierenden aktuellen und faktenorientierten Lokalzeitung, ist bedeutungslos. 

So, mal schauen wie lange ich noch Abonnent bleibe