Kfz-Zulassungsstellen im Revier: Die Bürger stehen Schlange und die Politik pennt.

„Lange Schlangen an der Kfz-Zulassungsstelle des Kreises Recklinghausen in Marl. Unzumutbare Zustände für Bürger und Mitarbeiter.“ Das sind oft lokale Schlagzeilen. Nun wollte sich die Kreisverwaltung Recklinghausen endlich bewegen. Sie will beim Telefonservice mit dem Kreis Wesel kooperieren und damit die Marler Mitarbeiter entlasten. Und was geschah? Die Politik versagte dem Landrat die Gefolgschaft. „Die SPD fährt dem Landrat in die Parade“, so kommentierte die Recklinghäuser Zeitung. Ob der hohen Kosten, die als Ausgleich nach Wesel zu zahlen wären, fragten die Genossen mit Nachdruck, warum denn der Kreis Recklinghausen das nicht alleine stemmen kann.
Mit dieser Frage offenbart sich nicht nur bei diesem Thema das grundlegende Missverständnis der Politik im gesamten Revier. Wenn jemand Kooperation will, kommt zunächst der Reflex: „Das machen wir alleine besser“. Kein Gedanke an Kooperation und interkommunale Zusammenarbeit. Selbst dann nicht, wenn alle betriebswirtschaftlichen Zahlen für mehr Kooperation sprechen.
Dabei war der grundsätzliche Schritt der Kreisverwaltung schon richtig. Man wollte mit Wesel beim Servicetelefon kooperieren. Trotzdem ist auch dieser Ansatz der Kooperation noch viel zu kurz gedacht. Was hindert denn die Kreisverwaltung Recklinghausen daran einmal konsequent quer zu denken? Warum kann man nicht mit den Nachbar-Zulassungsstellen in Dortmund, Herne, Gelsenkirchen und Bottrop kooperieren. Und zwar nicht nur bei Servicetelefon. Sondern generell bei der Zulassung. Wieso muss jemand aus dem Süden von Castrop-Rauxel unbedingt nach Marl zur Zulassungsstelle fahren. Es wäre ökonomischer und umweltschonender, wenn er gleich nach Dortmund fahren würde. Oder warum muss jemand aus Gladbeck nach Marl fahren. Gelsenkirchen und Bottrop bieten sich da an.
Einen gerechten Lastenausgleich zwischen den beteiligten Städten wird man wohl hinbekommen. Nur wollen muss man es.
Es ist zum verrückt werden. Sogar die kleinsten der kleinen Kooperationsschritte – hier die Kooperation beim Telefonservice – bekommt man nicht hin. Wie viel Nackenschläge benötigt das Ruhrgebiet noch um wach zu werden?

JoWe