Seit März hatten wir Zeit um die Gesundheitsämter fit zu machen…… Vorher haben wir sie ignoriert und kaputtgespart. Es galt und gilt: Privat vor Staat

Seit März hatten wir Zeit um die Gesundheitsämter fit zu machen……   Vorher haben wir sie ignoriert und kaputtgespart. Es galt und gilt: Privat vor Staat
Bild von Pete Linforth auf Pixabay
Ist es ein gutes Zeichen wenn eine Zeitung wie die FAZ auf Mängel in der staatlichen Daseinsvorsorge hinweist? Ich hoffe, dass wir uns nach Corana daran erinnern, dass uns das Mantra „Privat vor Staat“ an vielen Stellen ans Limit geführt hat. Bei den Gesundheitsämter, bei den Krankenhäusern, in der Notfallversorgung aber auch im öffentlichen Nah- und Fernverkehr.
Wer es nicht selbst erlebt, der vergisst zu schnell. Man sollte die Betroffenen fragen. Ich habe es getan. Ein authentischer Fall, der sicher in vielen Regionen unseres Landes so passiert sein könnte:
Zunächst kam es bei einem 85jährigen Großvater, Vater und Ehemann zu einer Notaufnahme in das Krankenhaus. Atemnot, Wasser in der Lunge. Laut PCR-Test: negativ. Die Wiederholung ebenfalls negativ. Die gesundheitliche Lage verschlechterte sich. Man musste mit dem Ableben rechen. Die Ehefrau und Tochter waren zur Sterbebegleitung im Krankenhaus – nahe und lange bei dem Sterbenden. Sie waren mit FFP2-Masken geschützt. Das ebenfalls helfende Krankenhauspersonal war überwiegend mit einfachen medizinischen Masken geschützt. Nach sieben Tagen die Information aus dem Krankenhaus, dass der Patient im aktuellen PCR-Test positiv auf Covid-19 getestet wurde. Man möge Kontaktquarantäne beachten. Am gleichen Tag starb der 85jährige.
Zwei Tage später ein Antigen-Schnelltest. Alle Beteiligten waren negativ. Wegen hoher Unwahrscheinlichkeit wurde am nächsten Tag ein PCR-Test gemacht. Ergebnis: Ehefrau und Tochter waren positiv. Das Fax mit dem Ergebnis wurde gleichzeitig an das Gesundheitsamt geschickt. Beide gingen zur Isolation in die Wohnung der Eltern/Großeltern. Zum Infektionsschutz aber auch zur Unterstützung der ebenfalls hochbetagten Ehefrau. Die übrigen Familienmitglieder – negativ getestet – begaben sich in der anderen Familienwohnung in Quarantäne.
Ein Tag noch dem Testergebnis setzten die Symptome ein. Fieber um und über 39. Kopf- und Gliederschmerzen, Husten, Geschmacksverlust. Am nächsten Tag Auftreten stärkerer Symptome bei der Ehefrau und ihrer Tochter. Um ärztliche Behandlung über 116117 (ein gesondertes Thema zu Privat statt Staat) gebeten. Prüfung der Sauerstoffversorgung, Ibuprofen gegen Fieber verordnet.
8 Tage nach der Corona-Feststellung beim inzwischen verstorbenen 85jährigen und 6 Tage nach dem Positiv-Test bei Ehefrau und Tochter erfolgt der Anruf eines Mitarbeiters der Gesundheitsbehörde. Man wolle mitteilen, dass der Ehemann und Vater im Krankenhaus positiv getestet wurde. Was ja stimmte. Nur der war inzwischen tot. Von den weiteren Testergebnissen und Faxen keine Spur. Zur Sicherheit wurden die Testergebnisse erneut an das Gesundheitsamt geschickt. Man stelle sich die Frage wieviel nichtsahnende Mnschen man (bei zwei infektiösen Personen) in 6 oder 8 Tagen ohne Kontaktverfolgung weiter anstecken kann.
Am nächsten Tag kamen dann die Ordnungsverfügung für die Betroffenen. Das ist auch so ein Thema für sich. Wenn sich ein Betroffener diesen Brief durchliest, dann wähnt er sich als Kleinkrimineller. Empathischer wäre besser. Danach Anrufe durch die Gesundheitsbehörde mit der Erkundigung nach dem Befinden etc.. Aktuell wirkt noch der Krankheitsprozess (besser Gesundungsprozess) bei den Betroffenen.
 
Vorläufiges Fazit: Durch welche Umstände auch immer, technische, organisatorische oder personelle Fragen, kam es 8 oder 6 Tage nach dem Infektionsfall zu einem Telefonkontakt durch die Gesundheitsbehörde. Wieviele gefährdende Kontakte wären – uninformiert – möglich gewesen? Wieviele hätten sich neu anstecken können? Ach ja, es waren ja die Feiertage. Der Corona-Virus macht an den Feiertagen keine Pause.