Warum Hummer mich an meine Zeit als Jungpolitiker erinnern: Tipp Nummer 1

Warum Hummer mich an meine Zeit als Jungpolitiker erinnern: Tipp Nummer 1

Nein, kein Irrläufer aus meinem Urlaub. Vielmehr der Ausgangspunkt für eine neue Erfahrung, die man als Pensionär machen kann, wenn man nach einer schönen Wanderung an der Felsenküsten von Rotas nach Denia bei Pacco Sendra in seinem hervorragenden Fischlokal Mittagspause macht. Natürlich um den hervorragenden Fisch zu genießen.

Es gibt bei Pacco nicht nur die Fischplatten (Parrillada de Pescado u.a.). Pacco ist auch bekannt für seine schmachhafte Hummerzubereitung. Die frischen, lebenden Hummer hat Pacco in einer großen Glaswanne. Ich sah sie von meinem Tisch am Fenster aus. Es waren wohl so 30 an der Zahl. Und während ich so an meinem Brot mit Ajoli knabberte, beobachtete ich das Treiben der Tiere. Die Hummer spürten offenbar, dass sie dazu vorgesehen waren in absehbarer Zeit verspeist zu werden. Denn immer wieder machte sich ein besonders mutiges Exemplar auf den Weg um aus der Wanne herauszuklettern und in die Freiheit zu entfliehen. Dann geschah etwas, was ich so nie erwartet hatte. Immer wenn ein Hummer es fast geschafft hatte aus der Wanne herauszuklettern, wurde er von seinen Leidensgenossen wieder nach unten gezogen. Ein einmaliger Vorgang dachte ich. Aber nein, über mein Ajoli – Brot hinweg sah ich, wie das immer und immer wieder geschah. Sie zogen sich immer gegenseitig herunter, so, dass es keiner nach oben schaffte. Alle blieben in der Wanne und einer von Ihnen landete dann auch auf einem gut präparierten Teller am Tisch schräg gegenüber.

 

Auch als meine Fischplatte kam, hing ich immer noch dieser Hummeraktion nach. An irgendetwas erinnerte mich die Auf- und Ausbruchverhinderung des Hummerschwarms. Ich erinnerte mich an viele Erlebnisse als „Jung-Spunt“ . wie Fraktionsvorsitzender Helmut oder „Kröte“, wie Genosse Alfred mich immer zu nennen pflegten. Voll von tollen Ideen zu betreuten Kinderspielplätzen, Spielbussen, Jugendinfotreffs wollte ich alles in unsere Fraktion einbringen und umsetzen. Die Reaktion der „Alt-Genossen“: Aussichtslos, verrückt, haben wir schon versucht, geht rechtlich gar nicht, ist kein Geld für da, wo kämen wir dann dahin. Ja. Menschen neigen, wie die Hummer in der Glaswanne gegenüber dazu sich gegenseitig herunterzuziehen. Und von denen, denen immer was nicht passt, die immer ein Haar in der Suppe finden gibt es eine gefühlte Mehrheit.

Wenn man mit einer solchen Mehrheit gesegnet ist, dann braucht man keinen politischen Gegner mehr. Vielleicht ein Trost: Diese Typen gibt es auch bei denen.

Der Fisch, die Kartoffel, das Gemüse waren wieder toll. Ich dachte mir, dass es Sinn machen könnte, wenn die älteren, inzwischen auf Rente gehenden Genossen den jüngeren mal so einige Erfahrungen weitergeben. Ein Ratgeber für junge Nachwuchspolitiker. Hier in diesem Jochen-Welt-Blog. Immer mal wieder, wenn es möglich und nötig ist. Ob diese dann was mit den Hinweisen anfangen. Das entscheiden sie ja selbst.

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Der erste Tipp also: Sei kein Hummer. Lass Dich nicht herunterziehen.

Stehe zu Deinen Ideen. Halte Dich von Hummerbecken fern.

Spinne Deine Ideen mit Leuten aus, die auch heraus aus dem Hummerbecken wollen.

Suche Verbündete für Deine Ideen, die gibt es. Man muss oft nach ihnen suchen. Packt es gemeinsam an.

Zeigt Euch mit Eurer Idee in der Öffentlichkeit. Nur in den kleinen Becken haben die Hummer ein Chance.

Und wenn man mal verliert? Lasst Euch nicht entmutigen. Jede Niederlage ist der Start für den Sieg, weil man aus jeder Niederlage lernt.

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So. Der Fisch hat geschmeckt. Jetzt noch eine Crema Catalana, dann noch einen Espresso und die stille Hoffnung, dass sich unsere Jung-Genossinnen und Genossen nicht auf Hummer einlassen.