Volles Haus im LiteraturCafé: Jochen Welt stellt neues Buch vor

Volles Haus im LiteraturCafé: Jochen Welt stellt neues Buch vor

 

Recklinghausen, 28. Juni 2025 – Großes Interesse, gespannte Aufmerksamkeit und eine lebendige Diskussion: Das LiteraturCafé im Herbert-Wehner-Haus war  gut besucht, als Jochen Welt sein neues Buch „Die Supermarkt-Demokratie – Wenn Politik zur Ware wird“ vorstellte. Die Einladung zur Buchpräsentation, organisiert in Kooperation von SBG und der Roten Runde Recklinghausen, fand großes Interesse – die Veranstaltung war bereits im Vorfeld ausgebucht.

In gewohnt klarer Sprache und mit viel persönlichem Bezug zur Region schilderte der frühere Bürgermeister der Stadt Recklinghausen, Landrat des Kreises und langjährige Bundestagsabgeordnete, wie sich unser Demokratieverständnis in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Seine These: Politik wird zunehmend konsumiert wie eine Ware – Ansprüche an Staat und Gesellschaft wachsen, während Gemeinsinn, Solidarität und Mitverantwortung in den Hintergrund geraten. So gerät für ihn unsere Demokratie in Gefahr. 

Beispiele aus dem Vest als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen

Besonders aufmerksam verfolgten die Gäste Welts Rückblicke auf seine eigenen politischen Erfahrungen – etwa im Umgang mit Erwartungen an Verwaltung, Sozialarbeit und Integration. Viele Erzählungen aus dem Kreis Recklinghausen ließen sich exemplarisch auf größere politische Entwicklungen übertragen – so die Erfahrung mit der Deutschen Bahn und der Mobilität im Ruhrgebiet. Oder der Bericht über die nervenden Erfahrungen von Bürgern mit kommunalen Ämtern. Auch die gegensätzlichen Erfahrungen zum Thema Migration in Recklinghausen: Einerseits verzweifelte Meldungen von Menschen, die Angst haben, ihre Heimat zu verlieren. Andererseits engagierte Mitglieder der SPD, die sich für Asylsuchende einsetzen und zu Wort melden. Alles Berichte aus der Nachbarschaft, die die gesellschaftliche Lage in Deutschland spiegeln. 

Die Katholische Soziallehre und die Mitgliedschaft in der SPD

In seinem Buch beschreibt Jochen Welt die Entwicklung unserer Demokratie seit der Nachkriegszeit. Dabei wurde deutlich, dass ihn gerade die Katholische Soziallehre zur SPD und nicht zur CDU gebracht hat. Der Nestor der katholischen Soziallehre, Oswald von Nel-Breuning bezeichnete die Werte Gemeinwohl, Solidarität und Subsidiarität als Bausteine einer Gesellschaft. Für Welt, ehemaliger Diözesanjungenleiter der KJG, war der „Geist der Bergpredigt“ des SPD-Programms näher an diesen Werten als das neoliberale Regierungshandeln der CDU in der Nachkriegszeit. Spannend war in diesem Zusammenhang auch der konfliktreiche Bericht über die Katholische Wählerinitiative in Recklinghausen und das zerrüttete Verhältnis zwischen der Katholischen Kirche und der SPD. 

„Unsere Demokratie produziert zunehmend das Gift, das sie zerstört.“

Jochen Welt resümierte in seiner Lesung, dass eine Stärkung der gemeinwohlorientierten Werte dringend notwendig sei. Mit seinen vorgetragenen 10 Imperativen für eine Demokratie der Zukunft fordert er nicht nur mehr Gemeinwohl und Solidarität statt ausufernden Egoismus. „Demokratie lebt vom Mitmachen – nicht vom ständigen Einfordern an den Staat und andere“, so Welt. Mit dem erkennbar zunehmenden Egoismus und der abnehmenden Bereitschaft, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, gerate unsere Demokratie in Gefahr. Jochen Welt: „Unsere Demokratie produziert zunehmend das Gift, das sie zerstört.“

Ermutigender Zuspruch und viel Gesprächsstoff

Das Publikum dankte mit  Applaus und angeregten weiteren Gesprächen  in entspannter Atmosphäre. Bei einem kleinen Imbiss wurden Gedanken vertieft – genau im Sinne des LiteraturCafés, das Politik, Bildung und Begegnung miteinander verbinden will.

 

Das Buch „Die Supermarkt-Demokratie“ ist im Lit-Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich.

  • Printausgabe: ISBN 978-3-643-15716-4

  • PDF-Ausgabe: ISBN 978-3-643-35716-8