Die Supermarkt-Demokratie – Wenn Politik zur Ware wird

Von Jochen Welt
Was ist Demokratie heute – und was ist sie geworden?
In den letzten Jahrzehnten haben sich demokratische Gesellschaften – allen voran Deutschland – stillschweigend verändert. In „Die Supermarkt-Demokratie“ beschreibe ich, wie die Logik des Konsums die politische Kultur durchdringt. Wahlen ähneln Produktauswahl, Parteien präsentieren sich wie Anbieter am Markt, und Bürger*innen erwarten von der Politik vor allem eines: Liefern.
Dabei gerät ein zentrales Element demokratischer Gesellschaften zunehmend in Vergessenheit: Verantwortung. Was früher ein politisches Mandat war, wird heute oft als Dienstleistung verstanden – mit einem Anspruchsdenken, das Politik auf Versorgung reduziert. Die Folgen sind gravierend: Enttäuschung, Frustration, Vertrauensverlust. Aus Bürgern werden Kunden. Aus Diskussion wird Bewertung. Und aus Verantwortung wird Konsum.
Wie konnte es so weit kommen?
Ich spüre dieser Entwicklung historisch und gesellschaftlich nach – von der ordoliberalen Nachkriegsprägung über die 68er-Bewegung bis zur neoliberalen Marktgläubigkeit seit den 1990er-Jahren. Unter dem Druck permanenter Leistungserwartungen hat die Politik begonnen, sich anzubiedern, anstatt zu führen. Die Demokratie wird zum Supermarkt: gut sortiert, aber abhängig von „Lieferketten“, Meinungsumfragen – und Reklamationen.
Ein zentrales Bild: die Komfortzone der Demokratie.
Im Zentrum steht eine wachsende Zahl „virtueller Opfer“: Menschen, die sich in einer Überflussgesellschaft trotzdem benachteiligt fühlen. Die Ursachen sind komplex – von wirtschaftlicher Unsicherheit bis zur empfundenen gesellschaftlichen Entwertung. Doch statt auf Mitgestaltung zu setzen, zieht sich ein Teil der Gesellschaft zurück oder driftet ins Autoritäre.
Was tun?
Das Buch ist keine reine Zustandsbeschreibung. Es ist auch ein Weckruf: für politische Bildung, für eine neue Kultur der Beteiligung, für einen aktivierenden Staat, der nicht bloß verwaltet, sondern Gesellschaft gestaltet. Ich plädiere für eine Rückbesinnung auf Gemeinwohl, Solidarität und Subsidiarität – als Gegenentwurf zur demokratischen Selbstbedienungsmentalität.
Die Supermarkt-Demokratie ist kein Naturgesetz.
Sie ist das Ergebnis historischer Entscheidungen, ökonomischer Kräfte – und eines fehlgeleiteten Verständnisses von Freiheit. Es liegt an uns, sie zu hinterfragen – und neue Wege zu denken. Dieses Buch soll einen Beitrag dazu leisten.
📘 Das Buch erscheint am 27.06.2025 im LIT-Verlag.
Erhältlich im Buchhandel oder direkt bestellbar beim Verlag:
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Printausgabe: ISBN 978-3-643-15716-4
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PDF-Ausgabe: ISBN 978-3-643-35716-8
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