Nun ist es wohl amtlich:  Medienhaus Bauer übergibt an Lensing Media  

Nun ist es wohl amtlich:  Medienhaus Bauer übergibt an Lensing Media  

 

Irgendwie war es ja wohl absehbar. Lensing war schon bei Bauer beteiligt. Und auf die vorgenommene Lebensplanung von Kurt Bauer musste man sich ja wohl einstellen.

Und doch wirft diese Übernahme erneut ein Schlaglicht auf die Zeitungslandschaft im Ruhrgebiet. In der Meinungsbildung konkurrierende Presseorgane wie vor Jahrzehnten in Recklinghausen: Recklinghäuser Zeitung, WAZ, Ruhr-Nachrichten und Westfälische Rundschau gibt es nur noch im Stadtarchiv. Aber auch da wo es noch mehrere „Blätter“ gibt, da gestaltet,  durch Kooperationen, eine Redaktion gleich den Lokalteil der weiteren Blätter. Das läuft seit Jahren in Recklinghausen, aber auch in Dortmund und anderswo so. Das ist nicht nur ein Fiasko für den journalistischen Berufsstand, das lässt zumindest die Gefahr des Meinungsmonopols in den Blick rücken.

 Die vorgesehene Übernahme von Bauer durch Lensing Media ist wohl jetzt noch ein Fall für das Bundeskartellamt. Aber da startet wohl ein zahnloser Tiger mit der Prüfung. Schon im Sonderbericht der Monopolkommission von 2004 wurde auf die Gefahren der Redaktionskooperationen und der wirtschaftlichen Fusion verwiesen. Geändert hat sich seit dieser Zeit inhaltlich nichts.  Oder doch. Die Zuständigkeit für die Presselandschaft liegt – durch die Entscheidungen der Föderalismuskommission – beiden Bundesländern. Nur von dort sind auch keine Anstrengungen zu erwarten. So wird jede Konzentration – insbesondere wegen der gefährdeten Arbeitsplätze – pflichtgemäß bedauert. Wenn es dann um die Feier eines Verlagsjubiläums geht, dann werden nur dankende und lobende Worte in Verleger-Richtung gesprochen. Die kritische Bewertung einer geschrumpften Medienvielfalt für unsere Demokratie erfolgt in der Regel nicht. Erst recht werden keine Konzepte entwickelt, die dem Maßstab der Pluralität genügen. Natürlich hat das alles was mit dem veränderten Nutzerverhalten zu tun. Aber wenn Medienvielfalt für unsere Demokratie so wichtig ist, dann hat der Staat  mit Maßnahmen zur politischen und kulturellen Bildung die Vielfalt zu fördern. Stärkeres Fusionskontrollrecht auf der einen Seite und Ausweitung gesellschaftspolitischer Bildung durch Förderung der Zeitungslandschaft – insbesondere im Regionalbereich – auf der anderen Seite, gehören in ein solches Konzept.

Und natürlich geht es auch um die Menschen die die Zeitungen machen. Unabhängiger Journalismus – ein großer Begriff und Anspruch. Aber Maßnahmen wie im Jahre 2007, mit dem Rauswurf der gesamten  Lokalredaktion in Münster, die werden diesem Anspruch nicht gerecht. Sie fördern den Angstjournalismus. (SZ, 17. Mai 2010, Ein Verleger sourct aus: „Zugegeben, ziemlich radikal“) Da staunt man doch auch über die „Ruhrbarone“ die diese Fusion als erste verbreiteten. Sonst sehr meinungsstark. Jetzt ist das Thema dort auf eine „Kurzmeldung“ geschrumpft, wo sonst immer lange Artikel stehen. So sieht es aus, wenn man selbst den Angstraum betritt und sich klarmacht, dass man dem neuen Verleger vielleicht doch noch einmal begegnen wird.

Schlechte Zeiten für die „Vierte Gewalt“ in unserem Staate. Es wird Zeit für unsere Demokratie wachsam zu sein und auch zu handeln.