Wut auf Trump – das reicht nicht!

Wut auf Trump – das reicht nicht!
 
Es ist beängstigend was wir aus den USA erfahren: Ignoranz gegenüber einer weltweiten Pandemie, Polarisierung gesellschaftlicher Gruppen, politisch legitimierter Hass, struktureller Rassismus. Dazu ein Präsident der initiierender Teil dieser Probleme ist. Ein Präsident der Spaltung vertieft und die Menschen nicht zusammenführt. Der Tod von George Floyd ist ein Fanal. Es bewegt viele Menschen weit über die USA hinaus. Bis zu uns breiten sich Wut, Trauer, Mitgefühl aus.
 
Hier in Deutschland wird demonstriert. In Hamburg, Frankfurt, München, Berlin – in Corona-Zeiten zu Zehntausenden – vielfach ohne Abstandswahrung und Mundschutz. Trump als Ziel unserer Botschaften – das zieht immer.
 
Halt Stop. Bevor wir aus guten Gründen mit dem Finger auf die USA zeigen – sollten wir uns fragen was unsere Gesellschaft noch zusammenhält. Und: Wie ist es eigentlich um unsere gesellschaftlichen Werte und unsere Demokratie bestellt?
Diese Corona-Zeit macht die Seele und den Geist unserer Gesellschaft quasi wie unter einem Vergrößerungsglas sichtbar.
 
In den sonnigen Zeiten unserer Republik genügten vielfach Wohlstandsversprechen und soziale Absicherung für ein meist reibungsloses Miteinander. Es gab sie, die Krisen in unserem Land. Es gab sie, die Anfeindungen gehen unsere Demokratie durch die RAF. Und es gab und gibt sie in Form des Neo-Faschismus.
 
Was uns bis jetzt immer geholfen hat, bei der Deutschen Einheit, der Finanzkrise, der Flüchtlingskrise, jetzt bei Corona ist unsere solidarische Wertegemeinschaft. Das sind nicht nur die Grundfesten unseres Grundgesetzes. Es ist vielmehr eine Grundüberzeugung, dass wir alle füreinander einstehen. So treten bei uns 44,8 Millionen Erwerbstätige für die Wohlfahrt von 83,0 Millionen Einwohnern ein. Kinder, Alte, Kranke, Arbeitslose, sie werden getragen von allen anderen. Über die soziale Gerechtigkeit der gegenwärtigen Lastenverteilung mag man streiten. Es bleibt aber einfache eine großartige Leistung.
 
Täuscht der Eindruck oder ist es nicht richtig, dass bei uns das Gegeneinander größer geworden ist? Dass Solidarität einen geringeren Stellenwert einnimmt? Dass Hass und Rassismus nicht nur viral an Einfluss gewinnen? Ein gesellschaftlicher Virus der nicht nur in den USA wirkt?
 
Ein Blick in unser Land in diesen Tagen zeigt, dass Solidarität und Einstehen für einander nicht immer selbstverständlich sind: beim Maskentragen in der S-Bahn, beim Abstand bei Demonstrationen. Auch bei der Bekämpfung des Rassismus und bei so vielen Kommentaren bei Facebook, Twitter und Co.
Nur das Wenigste von dem was für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft wichtig ist kann man gesetzlich regeln. Solidarität ist existenziell und sie ist das zerbrechlichste Gut unserer Gesellschaft.
 
Der kürzlich verstorbene Norbert Blüm hat hierzu einen wichtigen Satz gesagt: „Solidarität ist kein Luxus, sondern Existenzbedingung des menschlichen Lebens.“
 
Zurück zu Donald Tramp. Der hat das bislang offenbar nicht begriffen. Allerdings reicht es eben nicht nur auf die USA zu zeigen. Wir sind gegen ähnliche Entwicklungen wie in den USA nicht geimpft. Es macht Sinn jeden Tag für unsere solidarische Wertegemeinschaft zu arbeiten.