Armut und Verslumung im Ruhrgebiet – Eine hochansteckende Krankheit in unserer Demokratie
„Das Ruhrgebiet als größter Ballungsraum Deutschlands zählt einer Untersuchung zufolge zu den ärmsten Regionen bundesweit.“ Und hier „schneidet der Raum Emscher-Lippe – etwa mit Bottrop, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Datteln oder Gladbeck – am schlechtesten ….. ab.“ (T-Online.de 12.12.19)
Warum wundern uns derartige Meldungen kaum noch? Wir nehmen sie gerade mal so zur Kenntnis. Dabei geht es um die Existenz vieler Menschen, Nachbarn, Mitbürger. Und es geht auch um unsere Zukunft. Die Zukunft unserer Region. Nein, mehr noch, es geht auch um die Zukunft unserer Demokratie.
Schauen wir mal die Stadtviertel an um die es hier schwerpunktmäßig geht. Z.B. in die südlichen Teile der Stadt. Da sieht es anders aus als in der „Guten Stube“ von der der Bürgermeister so gerne spricht. Verfall, Verrottung, Verslumung bemerkt man dort. Das ist sozial ansteckend.
Bei jeder Virus-Epedemie rufen wir den Notstand aus, vollziehen Vorbeugungsmaßnahmen und verabreichen Impfungen. Heere von Wissenschaftlern versuchen den Virus zu isolieren und wirksame Mittel dagegen zu finden. Bei dieser sozialen Epedemie – der Verarmung und Verslamung – ist das wohl anders. Da sind ja „nur“ sozial Benachteiligte betroffen. Die können sich oft nicht wehren. Kassieren ihre Stütze und fallen sonst wenig auf. Sie sind meistens auch nicht zur Wahl gegangen. Aber wenn sie jetzt zur Wahl gehen, dann suchen sie sich ihre vermeintlichen Retter aus.
Wenn bei kranken Menschen keine Rettung im Gesundheitssystem zu finden ist, dann fällt man leicht auf Scharlatane herein. Bei diesem „Sozial-Virus“ findert man den Retter bei rechtsradikalen und rechspopulitischen Parteien. Dieser „Sozial-Virus“ mutiert, verlässt die bisherige Zielgruppe und greift unsere Demokratie an.
Deshalb, wir brauchen wieder eine solidarische Gesellschaft. Eine Gesellschaft in der man sich um die Schwachen kümmert. Aus humanen, aus christlichen Gründen aber auch aus Eigeninteresse. Kümmern, das meint zunächst einmal nicht abstumpfen, meint merken und fühlen. Kümmern, das meint Prioritäten zu setzen für die entsprechenden Stadtteile, für Bildung, für bezahlbaren Wohnraum, für Ordnung, Sauberkeit, Sicherheit und gegen Verslumung. Kümmern das heißt Mindestlohn und motivierende Arbeitsvermittlung. Kümmern, dass heißt aber vor allem hingehen, sprechen – gemeinsam etwas auf den Weg bringen. Das war doch immer das Primat sozialdemokratischer Politik!