J.D.Vance und die US-Wertekritik: Geschichte wiederholt sich

Auf der Münchener Sicherheitskonferenz am 14. Februar 2025 zeigte sich US-Vizepräsident J.D. Vance besorgt über die potenzielle Abkehr Europas von grundlegenden Werten, die mit den USA geteilt werden. Diese Sorge ist nicht neu: Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg forderte der amerikanische Militärgouverneur Lucius Dubignon Clay eine Abkehr von sozialistischen Experimenten in Westdeutschland und eine Hinwendung zum amerikanischen Neo-Liberalismus. Anlass war, neben dem dem stark gemeinwohlorientierten Ahlener Programm der CDU, der Entwurf der Hessischen Landesverwassung. Diese sah verwaltungswirtschftliche Elemente, wie Verstaatlichungen und Regulierungen vor. Damals folgte Deutschland den Wünschen der Amerikaner.. Und heute?
Die Entwicklung seit der Nachkriegszeit zeigt, dass nicht nur Deutschland ein gelehriger Schüler des amerikanischen Neo-Liberalismus war. Inzwischen hat sich das amerikanische Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell weiterentwickelt, wobei libertinäre Individualisten in einer Allianz von Politik und Finanzkapital die gesellschaftliche Ausrichtung bestimmen. Sie setzen darauf, dass ihre Vorstellungen – in völliger Abkehr von bisherigen libertinären Ansätzen – am ehesten in autoritären Staatsformen verwirklicht werden können, die sich selbst als demokratisch bezeichnen.
Die ersten Aktivitäten der neuen Trump-Administration bestätigen diese Entwicklung. In diesem Gesellschaftsmodell wird der Freiheitsbegriff umgekehrt und die Bedeutung des Begriffs Demokratie pervertiert. Staatsbürger degenerieren zu einer manipulierbaren Masse, für die gesellschaftliche Teilhabe keinen Stellenwert mehr haben soll. Vertreter dieser Denkrichtung, wie J.D. Vance, betrachten Werte wie soziale Sicherung und gesellschaftliche Teilhabe als „Teufelszeug“. Dies wurde durch seinen Auftritt in München überdeutlich.
Darüber hinaus scheinen rechtsradikale und autoritäre Politiker, die weitgehend direkt oder versteckt dieselben Werte vertreten, bevorzugte Ansprechpartner zu sein. Die neue Trump-Administration versucht erkennbar, ihr weiterentwickeltes libertinär-autoritäres Gesellschaftsmodell den westlichen Demokratien aufzudrängen. Geschichte kann sich wiederholen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Staatslenker in Deutschland und Europa die Kraft finden, nicht nur die Werte unserer sozialen Demokratie zu verteidigen, sondern auch ein wertebasiertes Gesellschaftsmodell zu entwickeln, das als vorzeigbar und nachahmenswert gilt. Die Geschichte zeigt uns, dass es an der Zeit ist, für Gemeinsinn und Solidarität einzutreten.