RE-Hbf: Das Reisezentrum macht wohl dicht
Gestern rief mich ein alter Bekannter an: „Das kann doch wohl nicht wahr sein, das Reisezentrum im Hauptbahnhof macht zum Januar dicht. Was machen die Leute die Rat und Hilfe brauchen, bei denen die Buchung am Automaten nicht möglich ist?“, so fragt er sich. Für den engagierten Kreisbürger ist es einfach ein Unding, dass man in der Hauptstadt des bevölkerungsreichsten Kreises der Republik im Bahnhof keine Fahrkarten mehr am Schalter kaufen und keine komplizierten Verbindungen erfragen kann.
Ungläubig informiere ich mich bei offiziellen und inoffiziellen Stellen. Und so berichtet auch die RZ in ihrer morgigen Ausgabe über die bevorstehende Schließung. Und es stimmt: Die Beendigung dieses Service-Angebotes der Bahn ist ein Zentralitäts- und Attraktivitätsverlust. Natürlich wird es von Seiten der Bahn hierfür Argumente geben. Natürlich wird es da um die Wirtschaftlichkeit gehen.
Ich erinnere mich gut. Bei vielen Bahnprojekten stand und steht seit Anfang der 1990er, dem Zeitpunkt der Privatisierung der Bahn, das Argument der Wirtschaftlichkeit an oberster Stelle. Gleichwohl war es es immer wichtig an die entsprechenden Türen zu klopfen um für Recklinghäuser Interessen zu werben. Manchmal hatte man auch Erfolg. Vielleicht wäre das auch hier möglichlich und nötig gewesen.
Ein Bahninsider berichtete mir vorhin, dass die Schließungsabsicht wohl schon länger bekannt sei. Da mutet doch so manche Krokodilsträne aus dem Rathaus, einschließlich der eindrucksvollen Grünen Empörung, etwas komisch an. Apropos Wirtschaftlichkeit: Dass diese vielfach das Gegenteil in der Kunden- und Servicefreundlichkeit bewirkt, sei nur am Rande vermerkt. Jeder Bahnkunde kann das täglich erleben und wird das bestätigen.
Für Recklinghausen und den Kreis geht es allerdings darum den Anschluss an den Fernverkehr und die Mobilität insgesamt weiter auszubauen. Die Schließung des Reisezentrums ist das falsche Signal. Um auch weiter für die Bahn attraktiv zu sein muß ein Mobilitätskonzept, mit den Schwerpunkten Schiene und Vernetzung, den Kreis und Recklinghausen zukunftsfähig machen. Über 600.000 Kreisbürger, von denen rund 400.000 den Recklinghäuser Bahnhof vernetzt nutzen könnten. Das ist doch eine Bank. Da lohnen sich Phantasie und materieller wie politischer Einsatz.