Roter Nikolaus 2020: Ehrung für das Trainingsbergwerk

Roter Nikolaus 2020: Ehrung für das Trainingsbergwerk

                    

Die Rote Runde Extra ist ein politisch aktiver Zusammenschluss ehemaliger SPD Ratsmitglieder, denen die Stadt Recklinghausen nach wie vor eine Herzensangelegenheit ist. So ist es schon zu einer kleinen Tradition geworden, dass die Rote Runde Extra jedes Jahr zu Beginn der Adventszeit besonders gut gelungene Projekte mit dem Roten Nikolaus auszeichnet. Für besonders schlechtgeratene Projekte verleihen wir die Schwarze Rute. Ein Preis, der naturgemäß nicht gerne angenommen wird. Erzeugt der Anlass hierzu, doch weder bei dem Empfänger noch bei dem Verleiher Freude.

Heute wollen wir hier vor Ort das Projekt Trainingsbergwerk auszeichnen und wir haben den – Roten Nikolaus – mitgebracht

Dazu gilt es das gesamte Trainingsbergwerk (TBW) auszuzeichnen, insbesondere die Menschen, die dafür in verschiedenen Funktionen, aber mit Herzblut und Engagement über Jahre für dieses in Deutschland in seiner Art einzigartigen Industrieerbe über den ursprünglichen Schließungstermin hinaus beruflich, insbesondere aber auch ehrenamtlich gearbeitet haben.

Denn der Erhalt über den 31.12.2018 hinaus war nicht ohne große Anstrengungen, Kreativität, Ringen um Kompromisse zu haben. Ebenso wenig wie der Weiterbetrieb selbst nur mittels des großartigen ehrenamtlichen Einsatzes vieler Vereinsmitglieder, Förderer und institutioneller Unterstützung möglich ist.

Eine ausführliche Aufzählung der Bedeutung und der Geschichte des Trainingsbergwerks heute, an dieser Stelle, würde den Umfang von „Krieg und Frieden“ locker überschreiten, daher beschränke ich mich hier auf eine notgedrungen sehr kurze und sicher lückenhafte Begründung für die Auszeichnung.

Noch zu RAG Zeiten war es die Trainingsstätte für angehende Bergleute und immer schon Anziehungspunkt für Besucher, die den Bergbau einmal aus eigener Anschauung erleben wollten. Viele tausende Gäste insbesondere viele Schülerinnen und Schüler aus Recklinghausen aus der Region erfuhren so den Bergbau. Neben der Beteiligung im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 gab es ein weiteres Higlight:. Die Untertage-szenen im „Wunder von Bern“ wurden hier gedreht.

Es bedurfte wohl eines Wunders, um das TBW über den offiziellen Schließungstermin hinaus weiter in Betrieb zu halten.  Viele sprachen sich für eine Weiterführung aus: Bergbautraditionsvereine, die Wirtschaftsförderung der Stadt  um nur einige zu nennen. Eines wurde allerdings schnell klar:  Weder die RAG, die  Bergbauvereine noch andere Unternehmen sahen sich in der Lage, als künftiger Träger zu fungieren. Dies war unter anderem den hohen Sanierungs-, Umbau- und künftigen Betriebskosten geschuldet.

Nun, eines Wunders bedurfte es schließlich nicht, aber eines erfolgversprechenden Ansatzes. Hier will ich kurz auf unsere Recklinghäuser SPD eingehen. Sie hat nämlich eine  initiierende Rolle für die eigentlichen Rettungsarbeitskreise gespielt.

So war bereits im Wahlprogramm der SPD der Erhalt des TBW als Ziel für die Ratsperiode 2014 bis 2020 enthalten. Die SPD Fraktion stellte nach vorlaufenden Gesprächen für die Ratssitzung am 30.11.2015 einen Ratsantrag,  mit der verbindlichen Beauftragung der Verwaltung doch zu prüfen, wie das TBW unter Einbeziehung aller relevanten Partner  zu erhalten ist. Ziel war der Erhalt als museales Bergwerk. Der Antrag wurde einstimmig im Rat verabschiedet.  An dieser Stelle müssen die inzwischen ehemaligen SPD-Ratsmitglieder Hennes Sorger, ehem. Arbeitsdirektor von Auguste Victoria und Ulrich Engelmann, ehem. Wirtschaftsförderer und Kulturprojektmanager der Stadtverwaltung erwähnt werden. Sie bereiteten, gemeinsam mit Herrn Bandow, damaliger Leiter Servicebereich Belegschaft in Bottrop den später konsensualen Weg vor.  Schon damals wurde deutlich, dass eine Lösung nur über den Weg einer Projektträgergemeinschaft mit einer Finanzierung über Drittmittel erfolgen könnte.

Unser Ratskollege Engelmann legte Bürgermeister Tesche  und dem Stadtrat ein Konzeptpapier vor in dem konkret die weitere Vorgehensweise unter Nennung der zu beteiligen Partner auf Chefebene beschrieben wurde. Bürgermeister Tesche hat anschließend gemeinsam mit RAG und Bergbaufreund und ab 2019 Vorstandsvorsitzenden der RAG Stiftung Bernd Tönjes, sowie dem Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin das TBW befahren. Der Weg für die anschließenden Rettungsgespräche und Rettungsaktionen war bereitet.

Man muss sagen, danach ging es allerdings erst richtig los und direkt ins Eingemachte. Wenn man das Protokoll der Arbeitsgruppe „Trainingsbergwerk Recklinghausen“ vom 20.03.2016 liest, dann staunt man nicht nur bei dem Rang und Namen der damals Beteiligten, von der Landesregierung, dem RVR, der Bezirksregierung bis zum Besucherzentrum Hoheward. Man bekommt vor allen Dingen Respekt vor den dort erzielten Ergebnissen. Einen Geburtshelfer will ich auch noch hervorheben, ein Freund unserer Runde und Bergbaufreund, Dr. Klaus Bresser.  Dieser brachte bereits 2016 den Vorschlag einer Satzung für einen zu gründenden Förderverein mit.. Ebenso unterbreitete Dr. Bresser 2016 bei einem Treffen im Rathaus einen praktikablen Finanzierungsvorschlag, der auf Einnahmen aus der Fortführung und Erweiterung der bisherigen Führungsaktivitäten einerseits sowie aus Vermietungen von Büroflächen auf dem Gelände, als auch auf Förderungen der öffentlichen Hand abzielte. Weitgehend ist sein Vorschlag heute Realität. Sogar die Stadt ist mit einem Betrag von 40.000,- Euro jährlich an der Gesamtfinanzierung beteiligt.

Es würde den Rahmen dieser Laudatio sprengen, alle Arbeitsberichte und Arbeitsschritte aller Aktivitäten aufzuführen. Und es würde auch die zu sehr in den Schatten stellen die seit dem neuen Startschuss regelmäßig ihren ehrenamtlichen Dienst verrichten. Die so die Geschichte unserer Region, des Bergbaus und das Ansehen von Recklinghausen weit über die Grenzen unserer Stadt hinaustragen.

So ist der  Ratsantrag der SPD aus 2015 in seiner Zielsetzung: Musealer Erhalt des kulturellen und industriellen Erbes Trainingsbergwerk nicht nur wahr geworden, sondern schon im Prozessverlauf und im Ergebnis weit übertroffen worden. Es finden heute nicht nur Führungen, sondern auch Veranstaltungen, Vermietungen für viele verschiedene Anlässe, Trainingsmöglichkeiten und vieles andere mehr statt.

Aber es sei mir erlaubt, aus einer Mitteilung des Vereinsvorstandes an die Mitglieder  zum neuen Start  zu zitieren. Darin heißt es:

 

„Glückauf liebe Freunde und Förderer, liebe Vereinsmitglieder

Es ist vollbracht!

Am 9.Juli 2019 wurde der Kaufvertrag des Trainingsbergwerks Recklinghausen zwischen dem RVR und der RAG beurkundet.Damit ist der letzte Baustein für den Weg zum Erhalt des Trainingsbergwerks gesetzt. Weitere Wegsteine waren die Verträge zwischen der RAG und dem Verein zur Nutzung des TBW durch die Grubenwehr und der Nutzungsvertrag zwischen dem Verein und dem RVR. Diese Verträge wurden schon Ende des letzten Monats im Vorfeld unterzeichnet und sind nun mit der Beurkundung des Kaufvertrages wirksam.“    Zitat Ende

Unterschriften für den Vorstand:

Uwe Seeger – Klaus Gülzau – Uwe Reichelt – Martina Eickhoff

Dank sei abschließend  allen an diesem Projekt Mitwirkenden, besonders allen ehemaligen Bergleuten, die heute hier aktiv weiter für dieses besondere Bergwerk ehrenamtlich arbeiten. Besonderer Dank gilt dem tüchtigen Vereinsvorstand um Bernd-Uwe Seeger und Klaus Gülzau mit den seit 2 Jahren fast täglich dort ehrenamtlich arbeitenden ehemaligen Bergleuten aller Fachrichtungen. Sie alle haben Erstaunliches geleistet hinsichtlich Erhalt, Ausbau und Öffentlichkeitswirksamkeit und -akzeptanz. Der Dank geht auch an Mitglieder, Freunde und Unterstützer des Vereins.

Die  Stadt Recklinghausen wird  auf das TBW nicht mehr verzichten wollen.

Dafür überreiche ich mit Freude den „Roten Nikolaus 2020“ im Namen der Roten Runde Extra, verbunden mit einem überschaubaren Beitrag aus dem Geschenkesacke des Nikolaus,                                                        an:                                  

                   den Geschäftsführer Uwe Seeger.

 

 

Herzlichen Glückwunsch und Glückauf

Rote Runde Extra – Recklinghausen