Warum Schwimmbadrowdys die Opfer sind

Warum Schwimmbadrowdys die Opfer sind

So etwas ist mir noch nie passiert. Ich esse gerade ein Brötchen und trinke meinen Tee. Mir bleibt der Bissen im Hals stecken und ich muss kräftig husten. Was war passiert? Ich höre den Deutschlandfunk. Thema: Gewalt im Freibad: Geht Multikulti baden? An der Diskussionsrunde nahmen honorige Leute teil. So eine Bundestagsabgeordnete als Vertreterin der Linken, der Präsident der deutschen Schwimmmeister, ein stellvertretender Vorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft und die Integrationsbeauftragte des Berliner Senats.

Natürlich ging es um die zunehmende Eskalation in den deutschen Schwimmbädern. Dabei waren die Teilnehmer sich schnell darin einig, dass die zunehmende Gewalt zu beklagen und zu verurteilen sei. Bei der Suche nach den Ursachen und der Nennung der randalierenden Jugendgruppen wurde es dann schon recht schwierig. Offensichtlich war es für einzelne Diskussionsteilnehmer nicht möglich, den Migrationshintergrund des Großteils der Randalierer auch beim Namen zu nennen. „Hier geht es um ein generelles Problem. Die Nennung von Migranten als Schuldige tut der Diskussion in unserem Land nicht gut“, hörte ich die Vertreterin der Linken sagen und das verursachte bei mir ein erstes Schlucken. Der Bissen im Hals blieb mir stecken, als die Berliner Integrationsbeauftragte den staunenden Zuhörern erklärte, dass man bei den Rowdys mit Migrationshintergrund doch bitte auch deren leidvolle Sozialisation zu bedenken haben. Und nun musste ich husten und mir mit dem nächsten Schluck Tee den Kloß im Hals herunterspülen. Die Integrationsbeauftragte weiter: Eigentlich seien doch die migrantischen Jugendlichen die Opfer. Sie würden oft ausgegrenzt, rassistisch angegangen und von Nazis aus den umliegenden Bädern in Brandenburg verjagt und verprügelt.

Da haben wir wieder mal dieses in den letzten Jahren so beliebte Spiel der Täter – Opfer – Umkehr. Nicht nur bei der Randale im Columbiabad in Berlin wurden unbeteiligte Badegäste der Aggression von Jugendlichen, in der Mehrheit migrantischer Herkunft, ausgesetzt. Familien mit Kindern, Schwimmbegeisterte, Kinder und Jugendliche wurden darin beschnitten, ihre Freiheit und Freizeit in aller Ruhe zu genießen. Einige davon wurden sogar körperlich attackiert. Ein derartiges Muster hat sich in der gesellschaftlichen Praxis, aber auch in den Berichterstattungen der Medien inzwischen etabliert. Der Tatbestand, der gegen Regeln und Gesetze unseres Landes verstößt, wird bildhaft beklagt. Nicht die eigentlichen Opfer stehen allerdings im Fokus der Diskussion. Vielmehr die Aggressoren, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, bei denen man nach erklärenden Hintergründen sucht und von der schlimmen Kindheit über die stigmatisierenden Einflüsse gesellschaftlicher Agenturen, fehlende Integrationsförderung des Staates bis hin zur Nazi-Verfolgung allesamt andere verantwortlich macht.

Mein Fazit mit inzwischen freiem Hals und klarem Kopf ist, dass eine Integrationspolitik die Probleme nicht beim Namen nennt, die keine Grenzen aufzeigt, Verantwortlichkeiten nicht benennt, neben dem Fördern das Fordern vergisst, zum Scheitern verurteilt ist. Natürlich benötigen migrantische Jugendliche besondere Hilfen und Unterstützungen. Förderprogramm in Zeiten knapper Kassen zu kürzen, ist kontraproduktiv. Kontraproduktiv für ein gesellschaftliches Miteinander ist allerdings auch, wenn Täter durch eine Sozialpädagogisierung unserer Gesellschaft zu Opfern umgeschrieben werden. Verstöße gegen Gesetze, die Rechte anderer Mitbürger, das Gewaltmonopol des Staates gehören beim Namen genannt. Die Betroffenen, ob Einheimische oder Migranten, müssen diese gesellschaftlichen Grenzen erfahren und bei Verstößen auch die Verantwortung übernehmen. Anstatt populistische Forderungen nach „Bestrafung am selben Tag“ durch die CDU sollten alle demokratischen Parteien, da sie ja alle in Bund, Ländern und Gemeinden Verantwortung tragen, gemeinsam für ein konsequenteres Handeln der Staatsautorität sorgen. Dazu gehört auch die Sicherstellung des Respekts von testosteroninitiierten jungen Männern vor Polizeibeamten, Feuerwehrleuten, Sanitätern, aber auch Schwimmmeistern.